Wie so oft hörte ich neulich ungewollt ein Gespräch im Bus mit: Zwei Damen und ein Herr unterhielten sich aufgeregt, über die Sinnhaftigkeit des Mund- und Nasenschutzes, in Zeiten der Corona-Virus-Verbreitungs Vermeidung. Frau A hatte die Maske ohnehin nur über den Mund. Frau B hielt sie hoch, damit ihr das Sprechen leichter fällt, damit ihre schrille laute Stimme noch lauter gehört werde. Herr C ließ den Seidenschal Richtung Hals rutschen und begann im Wechsel mit den Damen eine heiße Diskussion. Frau A sagte, von Rum nach Innsbruck sei es ihr einfach zu lange die Maske zu tragen. Frau B sagte, ihr ganzes Make up würde verschmiert und ihre Frisur würde durch die Bänder zerstört. Herr C könne mit der Maske nicht ATMEN, bekäme Angstgefühle und Atemnot. Er könne mit der Verordnung der Regierung ohnehin nichts anfangen. Spontan waren meine Gedanken bei meinen KollegenInnen auf der Intensivstation. Wer hat sie je gefragt, ob sie es aushalten können, dzt. bis zu 12 Stunden oder eine ganze Nacht diesen Mundschutz zu tragen? Nicht nur den, Dienstkleidung, Plastikschürzen, Schutzmäntel, Brillen, Hauben, Schilder usw……eine lange Liste von Bekleidungsvorschriften, die einzuhalten sind. Es ist so – Vorschrift – Gesetz und wie immer das Pflegepersonal „funktioniert“. Mütter Theresa sind zur Stelle – ohne wenn und aber. Wenn eine/r nicht mehr kann, springen die Nächsten – mit mehr Arbeit – ein. Ohne Rücksicht auf Verluste – ATMEN – ATMEN – bis zum Umfallen. Ihr schafft das schon! Die Menschen im Bus halten die Maske nicht einmal aus, wenn sie von A nach B fahren. Die Pflegenden und Ärzte auf den Intensivstationen, haben es auszuhalten. Die jahrelange Diskussion über den Pflegenotstand kann ich nicht mehr hören. Fünf GesundheitsministerInnen haben nichts auf die Reihe gebracht, Hauptsache die Pflege funktioniert und ATMET. Die Wertschätzung der Bevölkerung lässt zu wünschen übrig, nur wenige sind wirklich dankbar. In meiner 35-jährigen Dienstzeit als Dipl. Gesundheit- und Krankenpflegerin habe ich genug erfahren, dass unser Beruf als ganz selbstverständlich hingenommen wird. Solche Aussagen: „Die trinken eh nur Kaffee oder für`s Hinternputzen zahle ich nicht“, schmerzen. Vielleicht hat es das ganz kleine, hinterfotzige Virus fertig gebracht, dass unser Beruf mehr geschätzt und geachtet wird? Denn wir haben genauso das Recht ATMEN zu können, ohne auf die Strasse als Bittsteller gehen zu müssen. …….Ob weniger Stunden Arbeit oder mehr Gehalt, das ist in Coronazeiten zweitrangig geworden. Wie immer „Schwamm drüber, ATMET und haltet durch in euren Masken“, wir brauchen euch! So vergeht ein Jahr nach dem anderen. Ich glaube es wird sich auch weiterhin nicht viel ändern. Ja – jetzt hat man gesehen, wie wichtig dieser Beruf ist und wie lächerlich es erscheint, im Bus über das Maskentragen zu jammern. Krankenpflege ist kein „Job“, den man weil gerade grosser Bedarf einfach auswählen soll. Viele junge Menschen haben ja keine Ahnung, was auf sie zu kommt. Die Ausbildung ist kein Honiglecken, die physische und psychische Belastung enorm. Sie sollten viel „mitbringen“ was man nicht lernen oder lehren kann: HERZ – Liebe zum Menschen, Einfühlungsvermögen, Voraussicht, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Gespür, Verantwortung, fachl. Kompetenz, Pünktlichkeit, Entscheidungsfähigkeit, Selbständigkeit, Teamwork Bereitschaft, Erkennen von Notfällen und Symptomen, Arbeitseinteilung, Dokumentation, Umgang mit Sterbenden und Tod, Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen usw. …… Wer hört eigentlich Pflegende an, ob sie überhaupt noch ATMEN können? Bis 90 % sprechen berufsfremde Personen und Politiker über dieses Thema. Da unser Berufstand nie aufgemuckst hat, ist es so weit gekommen. Für alles andere waren Gelder vorhanden, jetzt ist es zu spät zu jammern. Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern 3 Uhr. Mein Aufruf: liebe KollegenInnen ATMET weiterhin durch – bitte, bitte – haltet es wieder einmal aus – zum Wohle der uns anvertrauten Kranken – die Maske zu tragen. Haben wir doch trotz allem den schönsten Beruf, den es gibt. Auch der Glaube kann eine Hilfe sein, um Kraft zu bekommen, in dieser schweren Zeit: „Was ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan!“ ……….und das bringt Segen!

Margit Kern